Gesellschaftlicher Wandel im Fokus bei FN-Tierschutztagung

Der Landesverband MV für Reiten, Fahren und Voltigieren vertreten durch Ansgar Kurp, Vertreter des Tier-, Umwelt und Naturschutzes im Verband und Dr. Jörg Neubauer, als Vertreter der Turniertierärzte MV tauschten sich mit weiteren 150 Ausbildern, Richtern, Turnierfachleuten, Züchtern, Aktive, Fachleute aus den Bereichen Veterinärmedizin und Pferdehaltung sowie Vertretern der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) zwei Tage lang über das Thema Tierschutz im Pferdesport im Rahmen der FN-Tierschutztagung aus. Es ist uns sicherlich geglückt, dass das Bewusstsein für Tierschutz bei vielen, die sich mit dem Pferd befassen, mehr in den Mittelpunkt gerückt ist“, sagte Generalsekretär Sönke Lauterbach der Deutschen Reiterlichen Vereinigung. Mit der Überarbeitung der Leistungs-Prüfungs-Ordnung wurde das Regelwerk noch mehr auf das Wohlergehen der Pferde ausgerichtet: Zum Beispiel wurde der Einsatz von Schlaufzügeln auf dem Vorbereitungsplatz eingeschränkt, die Formulierung zur Verschnallung des Reithalfters praxistauglicher gemacht und die Aufsicht auf den Vorbereitungsplätzen erhöht. Die FN hat sich aktiv an der Überarbeitung der Leitlinien Tierschutz im Pferdesport beteiligt und viele Landes- verbände haben Veranstaltungen zusammen mit Amtstierärzten organisiert, um den Austausch miteinander zu fördern. Im Bereich Zucht haben sich alle Verbände gegen das Freispringen von Fohlen ausgesprochen und es als „nicht akzeptabel und daher verboten“ in der Zuchtverbandsordnung verankert.

Der neue Präsident der Europäischen Reiterlichen Vereinigung (EEF) und ehemalige Präsident des niederländischen Pferdesportverbandes (KNHS) machte deutlich, dass sich die Gesellschaft grundlegend verändert hat. „Viele Menschen wachsen nicht mehr mit Tieren auf und hatten noch nie Kontakt zu Pferden. Trotzdem bilden sie sich eine Meinung über den Umgang mit ihnen.“ Soziale Medien befeuern dies und bestärken oft durch bewusste Falschinformationen Menschen die der Ansicht sind, dass Pferde nicht geritten werden sollten. „Wir müssen uns der Kritik an der Nutzung von Pferden und am Sport stellen, nicht emotional, sondern sachlich auf der Basis unseres Wissens. Wir müssen uns selbstkritisch hinterfragen und unser Handeln wissenschaftlich belegen können“, sagte Ploegmakers. Schnell wurde dabei deutlich, dass es gar nicht so einfach ist, die Interessen aller Beteiligten auf einen Nenner zu bekommen. Einig war man sich dennoch in einigen Punkten: Die Richter müssen gestärkt und noch mehr fachlich und pädagogisch geschult werden. Regelwerke müssen kürzer, plakativer und zielgruppengerechter kommuniziert werden. Dabei sind die größten Herausforderungen, dass die Bindung der Pferdesportler zu ihren Vereinen abnimmt und Rat sich woanders gesucht wird. Pferdesport ist komplex und zeitintensiv – ein Mangel an solider Grundausbildung ist die Folge. Es besteht Angst vor dem Verlust der Wirtschaftlichkeit von Betrieben. Manche Top-Reiter, auch auf lokaler Ebene, sind sich ihrer Vorbildrolle zu wenig bewusst. Positive Beispiele müssen vermehrt in die Öffentlichkeit gebracht werden und von schwarzen Schafen muss sich klar distanziert werden. Oft fehlt es an Wissen in Politik und Gesellschaft. „Wir müssen uns alle als Tierschützer verstehen, es auch sein und das nach innen und außen tragen“, so eine der zentralen Aussagen der Teilnehmer.